Ecuador beendet die Woche mit einer noch nie dagewesenen Situation: Es wurde noch nicht offiziell bekannt gegeben, welcher Kandidat in die zweite Runde gehen wird. Am Ende der Woche überholte der Kandidat der Rechten, Guillermo Lasso, den Kandidaten des Movimiento Plurinacinal Pachakutik, Yaku Pérez.
Es stehen noch ein paar Verhandlungen „mit Neuigkeiten“ aus, aber die Entscheidung, die gestern der nationale Wahlrat getroffen hat, ist die maßgebliche Nachricht des Tages. Aufgrund der Anfrage der Pachakutik Bewegung und mit dem Einverständnis der CREO und dessen Kandidat Lasso verkündete die Präsidentin des CNE, Diana Atamaint, nach einem 6-stündigem Treffen. 100% der Wahlstimmen aus der Küstenprovinz Guayas, dessen Hauptstadt Guayaquil die Stadt mit den meisten Einwohnern des Landes ist, werden erneut überprüfen. Außerdem werden 50% der Stimmen aus anderen 16 Provinzen des Landes nachgezählt. In diesen 17 Provinzen hat die Bewegung Pachakutik Ungereimtheiten festgestellt. Die Prüfung wird mit konkreten Anweisungen für ihren Ablauf durchgeführt werden und die beiden Bewegungen werden Delegierte in der Bürgeraufsicht haben, die ermöglicht werden wird.
Mit dieser Entscheidung endet eine Woche, in welcher sowohl im In- als auch im Ausland die Augen auf eine zweite Wahlrunde gerichtet waren. Den ersten Platz belegte mit unbestreitbaren 32% der Kandidat Andrés Aráuz von der Bürgerrevolution, zusammen mit der Liste der Bewegung der Union für Hoffnung, der Mitte der Woche erklärte: „Wir werden uns in der zweiten Runde dem stellen, für den sich das ecuadorianische Volk entscheidet. Ich werde keine Präferenzen aussprechen, weder für den einen noch für den anderen, es soll einfach nur der Volkswille eingehalten werden.“, sagte er und fügte hinzu, dass sie sich vor keinem der beiden anderen Kandidaten in der zweiten Runde fürchten.
Seit Montag bis gestern, Freitag, ebenso in Guayaquil wie in Quito, der Hauptstadt des Landes, haben sich die verschiedenen Bewegungen und Anführer, die sich in diesem Wahlprozess für die Kandidatur von Pérez zusammengeschlossen haben, vor den nationalen Wahlgebäuden in beiden Städten versammelt, um die Auszählung Stimme für Stimme zu fordern. Zur gleichen Zeit wurde eine Strafanzeige gegen die CNE-Delegation in Guayas eingereicht und eine forensische Prüfung beim Kontrollbüro beantragt, eine Anfrage, die gestern ihren formellen Lauf innerhalb dieser Institution begann.
Währenddessen überschlagen sich die Äußerungen, Meinungen und Hypothesen über die möglichen Szenarien, die sich aus dieser Situation ergeben könnten. In jedem Fall und als Warnung hat Leonardo Iza, indigener Anführer der zentralen Sierra des Landes und der CONAIE, sich gegen jegliches Einverständnis mit den Rechten auf seinem Twitter-Account ausgesprochen: „Achtung!, ein Treffen zur Neuauszählung der Stimmen zwischen @yakuperezg und @LassoGuillermo bedeutet kein Einverständnis mit den Rechten. Das wäre unrechtmäßig und außerhalb jeglicher organischen Entscheidung von @Conaie und @Pachakutik. Unser Kampf richtet sich gegen die Rechten, wo immer sie herkommen.“, somit macht er die Position eines guten Teils dieser beiden Bewegungen deutlich.
Das Land beginnt jetzt mit dem Karneval und es fehlen immer noch einige Tage, um endgültig zu wissen, welche Kandidaten sich im zweiten Wahlgang für die Kandidatur des Präsidenten gegenüber stehen werden.
Übersetzung aus dem Spanischen von Lara Fischer vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam. Wir suchen Freiwillige!