Monique Ryser für die Online-Zeitung INFOsperber
Der Direktor der Weltgesundheitsorganisation WHO, Tedros Ghebreyesus, hat einen reinen Frauenrat damit beauftragt, Lehren aus der Pandemie zu ziehen. Der WHO-Rat «Council on the Economics of Health For All» will Gesundheit für alle als globales Ziel neu formulieren und sicherstellen, dass die nationalen und die globale Wirtschaft und die Finanzwirtschaft entsprechend strukturiert werden. Die zurzeit elf Mitglieder sind internationale Expertinnen aus den Bereichen Wirtschaft, Gesundheit, Regierungsführung, Finanzen und Entwicklung. Der Rat konzentriert sich auf Strategien zur Gestaltung der Volkswirtschaften und Finanzsysteme, so dass sie für die ganze Gesellschaft gerecht, inklusiv, fair und nachhaltig funktionieren. Dabei sollen die weltweiten Erfahrungen mit der Covid-19-Pandemie direkt einbezogen werden. Vorsitzende des Gremiums ist Mariana Mazzucato, die bereits letztes Jahr für ein neues Denken plädiert hatte: «In Zeiten der Not zögern viele Unternehmen nicht, nach staatlicher Unterstützung zu rufen, in guten Zeiten aber soll der Staat sich heraushalten. Die Coronakrise eröffnet die Chance, dieses Ungleichgewicht durch einen neuen Stil des Deal-Making zu korrigieren: Mit Staatsmitteln gerettete Unternehmen sollten verpflichtet werden, das öffentliche Interesse stärker zu berücksichtigen, und die Steuerzahler sollten an den Erfolgen teilhaben, die herkömmlicherweise allein der Privatwirtschaft zugute kommen.» Infosperber berichtete darüber. Die gebürtige Italienerin Mazzucato ist Professorin für Ökonomie und Gründungsdirektorin des Institute for Innovation and Public Purpose am University College London.
Neuer Weg mit Beteiligung von Frauen unerlässlich
WHO-Direktor Tedros hat seine Wünsche an die Kommission klar formuliert: «Ich fordere den Rat auf, einen neuen Weg aufzuzeichnen, der sicherstellt, dass die Gesundheit im Mittelpunkt aller Regierungsmassnahmen und Investitionsentscheidungen steht. Wir müssen Gesundheit als unser wichtigstes Gut schätzen und in sie investieren.» Das Gremium hat auch eine Schirmherrin, nämlich Sanna Marin, die Ministerpräsidentin von Finnland. «Die Pandemie hatte einen gewaltigen Einfluss auf die Gesundheit, die Wirtschaft und die Gesellschaft in der ganzen Welt. Gleichzeitig hat sie gezeigt, dass es mit dem richtigen Ansatz möglich ist, die Schwachen zu schützen und sowohl die Gesundheit als auch die Wirtschaft zu sichern. Sie hat die Bedeutung globaler Solidarität und die Wichtigkeit unterstrichen, die Menschen in den Mittelpunkt der Entscheidungsfindung zu stellen. Die Beteiligung von Frauen an der Gestaltung der Politik und des Wiederaufbaus ist wesentlich.»
«Die COVID-19-Pandemie hat ein Schlaglicht auf den grossen Mangel an Kapazitäten und fehlender Abstimmung zwischen den wesentlichen Sektoren der Gesellschaft geworfen», sagt die Vorsitzende des Beirats, Mariana Mazzucato. «Die staatlichen Kapazitäten zum Schutz der öffentlichen Gesundheit und damit zur Sicherung und Ankurbelung der Wirtschaft erfordern miteinander verknüpfte Strategien, Investitionen und politisches Engagement. Gesundheit für alle muss im Mittelpunkt staatlicher Investitions- und Innovationsentscheidungen stehen – und sie muss im Sinne des Gemeinwohls gesteuert werden. Der Rat wird daran arbeiten, diese vielen Herausforderungen anzugehen und der Welt einen Weg in die Zukunft aufzuzeigen.»