Marco Antonio Arcos Fuentes, Präsident des Dorflandrats von Jaleaca de Catalán im mexikanischen Bundesstaat Guerrero, ist vergangenes Wochenende von einer bewaffneten Gruppe ermordet worden. Er hielt sich gerade in der Hauptstadt Chilpancingo auf. Nur Minuten nach der Gewalttat trafen Polizisten sowie Nationalgardisten am Ort des Geschehens ein, suchten jedoch erfolglos nach den Angreifern. Familienangehörige des Opfers und die Einwohner*innen von Jaleaca beschuldigen die Behörden, mitschuldig an dem Verbrechen zu sein. Sie hätten Hinweise auf die Bedrohungslage durch kriminelle Gruppierungen ignoriert, die Raubbau am Wald der Gemeinde betreiben.
Ein Bürger von Jaleaca, der um Anonymität bat, versicherte gegenüber der lokalen Presse, dass „die Behörden des Ministeriums für Umwelt und natürliche Ressourcen und der Bundesanwaltschaft für Umweltschutz in Absprache mit dem organisierten Verbrechen agieren und diese Straftaten zulassen“. Arcos war im 3.000-Seelen-Dorf Jaleaca de Catalán zum Präsidenten des Dorflandrats gewählt worden, „weil er eine ehrliche und aufrichtige Person ist, er kämpfte immer gegen Korruption“.
Arcos hatte vor Gewalt und Umweltzerstörungen gewarnt
Marco Arcos kehrte erst 2020 nach 25 Jahren Exil aus den USA zurück und übernahm das Amt Anfang 2021. Bei einer Demonstration im Februar verurteilte er den Diebstahl von Holz aus dem Gemeindewald und warnte vor dem Auftreten einer bewaffneten Mafiagruppierung in den Bergen um die Hauptstadt Chilpancingo. Er forderte die Intervention der Armee und der Nationalgarde. Ebenso warnte er davor, dass der Papagayo-Fluss, der Acapulco und Chilpancingo mit Wasser versorgt, bald austrocknen könnte, sollte die Regierung den Ökozid nicht aufhalten.
Der Mord an Arcos reiht sich in eine Serie von Verbrechen gegen Umweltschützer in Guerrero ein, die oft als Vorstand der Gemeindeländereien amtieren. So fordert das Dorf Guajes de Ayala nach Elías Gallegos Coria zu suchen, der 2020 in der Region Tierra Caliente entführt wurde. Auch in diesem Fall äußerten die Dorfbewohner*innen den Verdacht der Zusammenarbeit von Polizeiinstitutionen und Militärs mit der Mafia.
Gewalt in der Region verschärft sich
Gemäß dem Menschenrechtsnetwerk Red TDT wurden 2019 und 2020 in Mexiko 45 Menschenrechtler*innen ermordet. Anlässlich des neuesten Falles gibt Raymundo Díaz Taboada von der lokalen NGO Colectivo Contra la Tortura y la Impunidad („Kollektiv gegen Folter und Straffreiheit“) zu bedenken, dass „Guerrero zwar eine lange Geschichte von Gewalt gegen Personen hat, welche ihr Territorium verteidigen“, nun jedoch eine Verschärfung der Angriffe auf die Bauerngemeinden der Sierra und auf die indigene Region La Montaña zu beobachten sei.
Im benachbarten Oaxaca wurde mit Fidel Heras Cruz im Januar dieses Jahres ebenfalls ein Präsident eines Dorflandrats umgebracht. Im Dorf Paso de la Reyna folgten vier weitere Morde an Verteidigern des Flusses Río Verde, ohne dass die Taten bisher auch nur ansatzweise aufgeklärt wurden. Inzwischen kontrolliert die Gemeinde mit einem Camp den Dorfeingang, um vor weiteren Angriffen gewappnet zu sein.