Die neoliberale Politikerin Keiko Fujimori muss sich wegen verschiedener Straftaten gerichtlich verantworten. Die durch Staatsanwalt José Pérez vertretene Anklage fordert 30 Jahre Gefängnis. Die Vorbereitungen für den Prozess haben bereits begonnen. Die Prüfung der Anklage obliegt dem mit der Aufsicht über das Verfahren betrauten Richter Víctor Zúñiga. Er untersucht, ob die Anklage mit den bisherigen Feststellungen übereinstimmt. Die Liste der Angeklagten umfasst Fujimoris amerikanischen Ehemann Mark Vito Villanella sowie Menschen aus ihrem politischen Umfeld und weitere Personen, die in Geldwäsche, kriminelle Vereinigung, Fälschung und Behinderung der Justiz verwickelt sind.
Bestechungsgelder in Millionenhöhe
Die Anklage wirft Fujimori vor, Zahlungen in Millionenhöhe von Unternehmen wie dem brasilianischen Unternehmen Odebrecht zur Unterstützung ihres Wahlkampagnen in den Jahren 2011 und 2016 entgegengenommen zu haben. Die Angeklagten hatten versucht, die Wahlkampfspenden zu verschleiern und als legalen Geldfluss erscheinen zu lassen. Auch bei Fujimoris diesjähriger Kandidatur soll es laut Staatsanwalt Pérez zu ähnlichen Rechtsverstößen gekommen sein. Alle drei Anläufe, in das Amt der Staatspräsidentin gewählt zu werden, blieben erfolglos. Die Staatsanwaltschaft fordert nun 30 Jahre und 10 Monate Haft für Fujimori und führende Mitglieder ihrer Partei Fuerza Popular; Jaime Yoshiyama, José Chimper, Vicente Silva, Adriana Tarazona, Pier Figari und Ana Herz und weitere Menschen aus ihrem Umfeld sollen ebenfalls ins Gefängnis. Für Ehemann Vito Villanella werden 22 Jahre und acht Monate Haft gefordert, das Strafmaß für die anderen Angeklagten variiert.
Unlautere Machenschaften im Zusammenhang mit der Präsidentschaftswahl
In den vergangenen Monaten hatten Fujimori und ihre Anwälte zusammen mit den Mitangeklagten versucht, die am 11. März von Perez eingereichte Anklageschrift zu kippen und dem hartnäckigen Staatsanwalt und Richter Zuniga den Fall zu entziehen, um den Prozessbeginn zu verzögern, jedoch ohne Erfolg. Die Staatsanwaltschaft hat vor kurzem eine weitere Untersuchung gegen Fujimori eingeleitet, die im Zusammenhang mit den Machenschaften des inhaftierten Vladimiro Montesinos stehen. Montesinos, seinerzeit als Berater Alberto Fujimoris tätig, verbüßt derzeit eine 20-jährige Haftstrafe, unter anderem wegen Verbrechen gegen die Menschheit. In einem im Gefängnis aufgezeichneten Telefongespräch ist zu hören, wie Montesinos Anweisungen gibt, die Wahlrichter zu bestechen, damit sie die Behauptungen Keiko Fujimoris, das Ergebnis der Präsidentschaftswahl sei manipuliert worden, unterstützen und das Ergebnis der Wahl vom 6. Juni umdeuten. Der amtierenden Präsident Pedro Castillo hatte die Wahl mit einer zwar knappen, aber eindeutigen Mehrheit gewonnen.