Rund 20 Initiativen aus den Bereichen Gesundheit, Wissenschaft und bürgerschaftlichem Engagement haben am 15. Oktober 2021 ein Plädoyer „für ein neues Miteinander und Gesundheitsverständnis“ veröffentlicht. Sie schlagen mit „12 Schritten aus der Corona-Krise“ eine Strategie vor, wie dem Virus und der Krankheit zukünftig mit sozial verträglichen und grundrechtskonformen Maßnahmen begegnet werden könnte.
Sie schließen sich mit dieser Sichtweise anderen Einschätzungen, wie jener der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), an. Die Autor*innen verweisen auch auf Großbritannien, Dänemark und Schweden, wo die Grundrechtseinschränkungen aufgehoben wurden, ohne dass es dadurch zu einem relevanten Anstieg des Krankheitsgeschehens gekommen ist.
Die steigende Gesamtimmunitätsrate (Genesene, Kreuzimmune und Geimpfte) und die vergleichsweise geringe Belastung des Gesundheitssystems sprächen auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz für „die rasche Aufhebung aller verpflichtenden staatlichen CoronaMaßnahmen“ und die Wahl einer angemesseneren und differenzierteren Vorgangsweise.
Die 12 Empfehlungen reichen von einem respektvollen und pluralen Diskurs zu Covid-19 und der Förderung von Gesundheitskompetenz und einem ganzheitlichen Gesundheitsverständnis, über bessere Informationen und Maßnahmen zu Schutz und Stärkung des natürlichen Immunsystems (und damit zur Vermeidung vieler anderer Krankheiten), bis hin zu einer vielfältigen Wahl der therapeutischen Mittel. „Der individuellen Wahl der Mittel gebührt Respekt, in keine Richtung darf Druck ausgeübt oder die Wahl bestimmter Mittel und Strategien diffamiert werden“, heißt es in dem Papier, das verstärkt zu Eigenverantwortung und Solidarität rät und gleichzeitig den gezielten Schutz von Risikogruppen empfiehlt. Kindern und Jugendlichen sei hingegen ab sofort die volle Freiheit zurückzugeben und wieder ein angstfreies, kind- und jugendgerechtes Leben zu gewähren.
Das Papier lenkt den Blick auch auf die soziale Unausgewogenheit der bisherigen staatlichen Pandemie-Maßnahmen und macht konkrete Vorschläge zur Verringerung von Ungleichheit. Es mahnt zugleich die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in Gesundheits- und Pflegeberufen an: Die Pflegeinfrastruktur solle dezentralisiert werden, in Richtung einer „kleinteiligen und familienähnlichen Versorgung“. Die Bezahlung von Fürsorgearbeit sei zu erhöhen, die Arbeitszeiten seien zu verkürzen. Auch eine nachhaltigere Wirtschaftsweise zur Vermeidung zukünftiger Zoonosen wird mit in den (Gesamt-)Blick genommen.
Schließlich sprechen sich die Unterzeichnenden für die Dezentralisierung und Demokratisierung der Pandemie-Politik aus. Kommunen und Regionen sollte mehr Handlungsspielraum für individuelle und kreative Strategien eröffnet werden. Bundesweit könnte in einem Bürger*innen-Konvent ein demokratieverträglicher Corona-Kurs erarbeitet werden, der von der Bevölkerung breitestmöglich mitgetragen wird. Bürgerschaftliche Selbstorganisation könne helfen, aktuelle Gräben zu schließen.
Zu den Unterzeichner*innen zählen unter anderem die Autor*innen des Textes „Covid-19 ins Verhältnis setzen. Alternativen zu Lockdown und Laufenlassen“, unterstützt u. a. von Prof. Michael Esfeld, Dr. Agnes Imhof und Dr. René Schlott; die „Thesenpapier-Arbeitsgruppe“ um Prof. Dr. Matthias Schrappe, der Dachverband Anthroposophische Medizin in Deutschland (DAMID), der Verein Ärzt*innen für freie Impfentscheidung oder der BKK Landesverband Bayern. Die Mitunterzeichnung bleibt für weitere Initiativen offen.
Wir publizieren im Folgenden die Einleitung des Papiers sowie die 12 Kernthesen und die Liste der Erstunterzeichner. Der gesamte Text kann hier auf der Webseite Coronaaussoehnung.org als PDF eingesehen werden.
Für ein neues Miteinander und Gesundheitsverständnis
12 Schritte aus der Corona-Krise
Der bisherige Umgang mit der Covid-19-Pandemie hat die Gesellschaft bis hinein in Familien, Freundschaften und Lebensgemeinschaften verunsichert und gespalten. Darunter leiden der soziale Zusammenhalt, das Vertrauen in Behörden, Politik und Wissenschaft, in Rechtsstaat und Demokratie. Die Polarisierung der Gesellschaft verursacht aber auch psychische Folgen, die alle Altersgruppen betreffen. Zahlreiche Initiativen, Gruppen und Kollektive haben sich deshalb Gedanken zu einer neuen Sichtweise auf die Corona-Krise, ein anderes Gesundheitsverständnis und vor allem über einen alternativen Umgang mit Covid-19 gemacht. Diese Überlegungen haben zu einer gemeinsamen Empfehlung „12 Schritte aus der Krise“ geführt. Ziel ist es, den Dialog über sinnvolle freiwillige Maßnahmen anzuregen und alle gesellschaftlichen Gruppen achtsam und wertschätzend auf dem Weg aus der Krise mitzunehmen. Dazu bitten wir insbesondere Politiker*innen aller Parteien, Medien sowie Meinungsbildner*innen, sich diese Empfehlungen zu Herzen zu nehmen und für ihre Diskussion und Umsetzung einzutreten. Gemeinsam wollen wir die Ursachen und Folgen der gegenwärtigen Spaltung der Gesellschaft besser verstehen und Wege finden, sie zu überwinden. Es braucht einen aktiven Versöhnungsprozess, um nachhaltig sowohl die psychosoziale Gesundheit, aber auch den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft zu sichern. Dies wird allerdings nicht gelingen ohne die rasche Aufhebung aller verpflichtenden staatlichen Corona-Maßnahmen, wie es zuletzt auch von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) vorgeschlagen wurde.
1. Pluraler Diskurs, Meinungsvielfalt und Respekt
2. Gesundheit für alle und eine gesundheitsförderliche Politik
3. Covid-19 ins Verhältnis setzen
4. Ganzheitliche Strategien für Immunität und Resilienz
5. Eigenverantwortung und Solidarität
6. Sozialer Ungleichheit entgegenwirken
7. Erweiterung der medizinischen und therapeutischen Optionen
8. Kontrolle der (Pharma-)Konzerne
9. Kinder und Jugendliche achtsam wahrnehmen und bestmöglich schützen
10. (Hoch-)Risikogruppen schützen und begleiten
11. Wirtschaften in planetarer Verantwortung
12. Eine neue demokratische Kultur
Erstunterzeichner
1. Die Autor*innen von Covid-19 ins Verhältnis setzen. Alternativen zu Lockdown und Laufenlassen (www.coronaaussoehnung.org),
Mag. Christian Felber, IASS Affiliate Scholar, Gemeinwohl-Ökonom, Wien
Prof. Dr. Bernd Fittkau, Humanistischer Psychologe und FK-Coach, Hamburg
Prof.in Dr. Monika Frommel, Juristin und Strafrechtsexpertin, Kiel
Prof.in Dr.in Ulrike Guérot, Politologin und Europaexpertin, Bonn
RAin Jessica Hamed, Fachanwältin für Strafrecht, Hochschuldozentin, Mainz
BA Magdalena Hanke, queer*feministische*r Künstler*in und Genderforscher*in, Wien
Dr. Martin Hirte, Kinderarzt, München
Dr. Ellis Huber, Arzt und Gesundheitspolitiker, Berlin
Mag.a Ruth Koza, Klinische & Gesundheitspsychologin, Innsbruck
Prof. Dr. Stephan Luckhaus, Mathematiker, Leipzig
Dr.in Patricia Marchart, Filmemacherin, Wien
Mag.a Judith Raunig, Klinische & Gesundheitspsychologin, Niederösterreich
Prof. Dr. Hartmut Schröder, Linguist und Soziologe, Potsdam
Univ.-Prof. Dr. Dr. Christian Schubert, Psychoneuroimmunologe, Innsbruck
Prof. Dr. Tobias Unruh, Physiker, Erlangen
Dipl.-Kulturwirt Philipp von Becker, Publizist, Autor und Filmemacher,
unterstützt von
Prof. Dr. Michael Esfeld, Wissenschaftsphilosoph, Lausanne
Dr. René Schlott, Historiker, Berlin
Prof. Johann Behrens, Pflege- und Gesundheitswissenschaftler, Halle-Wittenberg
Dr. Agnes Imhof, Islamwissenschaftlerin, Erlangen
Prof. Dr. Andreas Schnepf, Chemiker, Tübingen
2. „Thesenpapier-Arbeitsgruppe“, Prof. Dr. Matthias Schrappe
(https://schrappe.com/ms2/)
3. Dachverband Anthroposophische Medizin in Deutschland, DAMiD e.V. (www.damid.de)
4. Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten stehen auf
(https://www.psychotherapeutinnen-und-psychotherapeuten-stehen-auf.net/)
5. Zentrum für Salutogenese (https://salutogenese-zentrum.de/)
6. GESUNDHEIT AKTIV e.V. (https://www.gesundheit-aktiv.de/
7. Ärzte für individuelle Impfentscheidung e.V. (http://individuelle-impfentscheidung.de/)
8. BKK ProVita (https://www.bkk-bayern.de/)
9. BKK Landesverband Bayern (https://www.bkk-bayern.de/)
10. Stiftung ganzheitlich gesund e.V. (https://stiftung-ganzheitlich-gesund.de/)
11. Berufsverband Präventologen e.V. (https://www.praeventologe.de/)
12. Team Tage der Zukunft Kärnten ( www.tagederzukunft.at)
13. Evidenz der Vernunft. Bürgerinitiative ( https://evidenzdervernunft.solutions/)
14. Mutigmacher e.V. (https://mutigmacher.org/)
15. Akademie für Potentialentfaltung (https://www.akademiefuerpotentialentfaltung.org/)
16. Mut zu Zwischentönen, Hamburg (https://www.mutzuzwischentoenen.org/)
17. ElternStehenAuf e.V. http://www.elternstehenauf.de/
18. zweiDrittel e. V. – Der Mittelstand handelt (zwei-drittel.de)
19. Zukunftswerkstatt Schloss Tempelhof (www.schloss-tempelhof.de)
20. Gemeinschaft Mittendrin Leben e. G. (http://gemeinschaft-mittendrin-leben.de/)
21. Initiative Dialogforum „Das Ich im Wir – Corona und die eigene Existenz“, Universität Witten/Herdecke
Original-Pressemitteilung und weitere Infos
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