Die Organisationen RAZB (Netzwerk zum Empfang von Zapatistas in Belgien) und „Zone neutre“ (für die Anerkennung von Migrant:innen ohne Ausweispapiere) veranstalteten am Mittwoch, den 13. Oktober einen Empfang, um eine Delegation von Zapatistas in Belgien zu begrüßen. Der Empfang fand an einem besetzten Ort in Molenbeek-Saint-Jean statt.
Ermöglicht wurde damit ein Treffen, das reich an Erfahrungen und Austausch war über die aktuellen Kämpfe gegen dasselbe kapitalistische System und seine unterschiedlichen Fallstricke in Belgien und Mexiko.
Die Vertreter:innen der Zapatistas erinnerten uns an den Ablauf des Kampfes, den ihre Großeltern ab den 1990er Jahren führten und der heute immer noch aktuell ist.
Ihre Reise beginnt in Europa und wird sie weiter nach Afrika und Lateinamerika führen. Das Ziel dabei? Die Geschichte und die Erfahrungen des zapatistischen Widerstands weitergeben, sich mit Aktivist:innen aus unterschiedlichen Kontinenten austauschen und so ein starkes solidarisches Netzwerk aufbauen.
Kurze Erinnerung an den zapatistischen Kampf
12. Oktober 1992. Während in ganz Amerika riesige Bewegungen an „500 Jahre Widerstand der indigenen, ländlichen und schwarzen Bevölkerung“ erinnern, fällt in Chiapas eine Statue. Es handelt sich um jene des Eroberers Diego de Mazariegos, Gründer der kolonialen Kleinstadt San Cristóbal de las Casas. Die Statue explodierte, während mehr als 15.000 Indigene durch die Stadt marschierten, etwas mehr als ein Jahr vor dem zapatistischen Aufstand.
Woher kamen die Zapatistas?
Aus einer kolonialisierten Welt, in der es noch bis 1994 große Anwesen und riesige Ländereien gab, wo die einheimische Bevölkerung jahrhundertelang in Unterdrückung und Knechtschaft lebte.
Aus diesem täglichen Leiden, aus Armut, Hunger und Unsicherheit entstanden die ersten Aufstände. Die ersten führten in den Wald, auf der Suche nach Land ohne Landherren. Dann die ersten Bauernorganisationen. Die erste Rückgewinnung von Land, Gefängnis, Unterdrückung, bis hin zum Aufstand und Schritt für Schritt zu einer strukturierten politischen, gesellschaftlichen und militärischen Organisation. Indigene und Landarbeiter:innen erklären uns ihren Kampf, ihre erfolglosen Versuche, einen Dialog mit den Mächtigen aufzunehmen, und ihre fortschreitende Autonomie in den Bereichen Gesundheit, Bildung und Landwirtschaft.
Bemerkenswerte Erfahrungen, demütig und aufrichtig präsentiert.
Unsere anwesenden zapatistischen Freunde und Freundinnen aus Chiapas wünschten kein Interview. Wir hatten jedoch Gelegenheit, Zoé Maus zu treffen, der wir für ihren Bericht danken.
Die Aktivistin im belgischen Verband zur Unterstützung der Zapatistas aus Chiapas erzählt uns von der Freude, die sie 1994 angesichts der zapatistischen Bewegung empfand. Sie erlebte sie als einen wahrhaftigen Schlag gegen den Kapitalismus. Sie erkennt an, welche Auswirkungen die Erfahrungen der Zapatistas auf ihren eigenen Aktivismus in Europa hatten und spricht vom „revolutionären Frauengesetz“, eines der ersten, das in der zapatistischen Organisation verkündet wurde. Dieses Gesetz sei von wesentlicher Bedeutung. Das feministische Denken schließe ökologisches Engagement mit ein, in einem Verständnis, in dem die patriarchale, rassistische und die Herrschaft über die Natur miteinander verbunden seien.
Näheres zur Organisation und zu ihren Aktivitäten: https://www.viajezapatista.be/
Die Rolle der Frauen im beschriebenen Kampf kann man sich anhand des folgenden offenen Briefes auf Französich vergegenwärtigen, mit dem sich die betroffenen Frauen an die Gesamtheit der Frauen richten: http://cadtm.org/Lettre-des-femmes-zapatistes-aux-femmes-qui-luttent-dans-le-monde-entier
Die Organisation CADTM verbreitet seit längerer Zeit Informationen über die Geschichte der Region. Es handelt sich um einen Brief der zapatistischen Frauen aus 2019, dessen Worte sich direkt an alle Frauen richten.
Übersetzung aus dem Französischen von Andrea Förtsch vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam. Wir suchen Freiwillige!