Die größte Menschenrechtsaktion der Welt feiert 20. Geburtstag
Am 26. November startete der diesjährige Amnesty-Briefmarathon: Bereits zum 20. Mal setzen sich Menschen weltweit gemeinsam mit Amnesty International für Personen und Organisationen ein, die allein wegen ihres Einsatzes für die Menschenrechte von Regierungen angegriffen, gefoltert oder schikaniert werden.
Mit dem Briefmarathon 2021 fordert Amnesty International Gerechtigkeit für zehn mutige Personen und Organisationen. Zu ihnen gehören dieses Jahr die chinesische Journalistin Zhang Zhan (张展), die inhaftiert ist, weil sie über die Ausbreitung von COVID-19 berichtete, der Umweltaktivist Bernardo Caal Xol, der in Guatemala in Haft ist, weil er sich in seinem Land gegen die Zerstörung eines Flusses einsetzt, sowie die mexikanische Frauenrechtsaktivistin Wendy Galarza, die zweimal von der Polizei angeschossen wurde.
Der Briefmarathon hat seit 2001 das Leben von mehr als 100 bedrohten Menschen zum Besseren verändert. Die von Amnesty International ins Leben gerufene Aktion findet jedes Jahr rund um den Tag der Menschenrechte am 10. Dezember statt. Weltweit schreiben Menschen Millionen von Briefen, E-Mails, Tweets, Facebook-Posts und Postkarten zur Unterstützung derjenigen, deren Menschenrechte verletzt werden.
Hier gehts zur Teilnahme am Briefmarathon
Markus N. Beeko, Generalsekretär von Amnesty International in Deutschland, sagt: „Der Fall der Journalistin Zhang Zhan zeigt eindrücklich, wie wichtig dieses Engagement ist. Zhang Zhan ist willkürlich inhaftiert, nur weil sie ihr Recht auf freie Meinungsäußerung ausgeübt hat. Aus Protest gegen ihre Haft ist sie in einen teilweisen Hungerstreik getreten. Ihre Familie fürchtet, dass sie bald sterben könnte. Amnesty International fordert ihre sofortige Freilassung. Beim Amnesty-Briefmarathon 2021 werden sich Menschen überall auf der Welt für Zhang Zhan einsetzen und mit ihren Briefen und Posts eine klare Botschaft an die chinesischen Behörden senden.“
Der Briefmarathon wirkt!
Iran: Mehr als eine Million Menschen unterstützten beim Briefmarathon 2019 Yasaman Aryani und konnten eine Verbesserung ihrer Situation bewirken: Die Haftstrafe der jungen Frauenrechtlerin ist von 16 auf neun Jahre und sieben Monate reduziert worden. Yasaman ist nur deshalb im Iran inhaftiert, weil sie in der Teheraner U-Bahn ohne Kopfbedeckung Blumen an Frauen verteilt hat. Amnesty International setzt sich weiter für ihre Freilassung ein.
Nigeria: Moses Akatugba war 2005 im Alter von 16 Jahren in Nigeria festgenommen, massiv gefoltert und später zum Tode verurteilt worden – weil er angeblich Handys gestohlen hatte. 2015 begnadigte der zuständige Gouverneur Moses auch wegen der vielen Appelle, die während des Briefmarathons 2014 eingetroffen waren.
Saudi-Arabien: Im Juni 2021 konnte die saudische Frauenrechtlerin Nassima al-Sada das Gefängnis verlassen. Allerdings gilt für sie immer noch ein fünfjähriges Reiseverbot. Nassima saß seit 2018 wegen ihres Engagements im Gefängnis und wurde dort gefoltert. Beim Briefmarathon 2020 hatten fast 800.000 Menschen aus aller Welt gefordert, sie und andere Frauenrechtlerinnen sofort freizulassen.
Ausgewählte Veranstaltungen zum Briefmarathon rund um den Tag der Menschenrechte am 10. Dezember
„RETTEN VERBOTEN?!“ – Podiumsdiskussion über die Erfahrungen bei der Seenotrettung, Gäste der IUVENTA: Dariush Beigui, Hendrik Simon und Martin Roger.
Freitag, 10.12., ab 17 Uhr, Burgdorf (Hannover), Theatersaal des Gymnasiums Burgdorf
Amnesty-Gruppe Hamburg und Queeramnesty: Großprojektion „Licht an für die Menschenrechte“ und Hütte zum Briefeschreiben
Freitag, 10.12., 17 – 23 Uhr, Hamburg, Weihnachtsmarkt bei der Petri Kirche
„Ein Abend für die Menschenrechte“ mit der Amnesty-Gruppe Wiesbaden, OB Gert-Uwe Mende und Heidemarie Wieczorek-Zeul (Bundesministerin a.D.)
Freitag, 10.12., Einlass 19 Uhr, Beginn 20 Uhr, Wiesbaden, Kesselhaus, KUZ Schlachthof e.V.
Amnesty-Briefmarathon
Der Briefmarathon setzt auf die Wirkung gebündelter Aufmerksamkeit, um Folterer vor Gericht zu bringen, Haftstrafen zu beenden oder eine bessere Behandlung von Gefangenen zu erwirken. 2018 wurden weltweit 5,9 Millionen Briefe geschrieben – adressiert an Regierungen, um Unrecht zu beenden, und an bedrohte Menschen, um ihnen Solidarität zu zeigen.
Die Aktion hatte ihren Auftakt vor 20 Jahren in Warschau, als eine Gruppe von Freund_innen beschloss, den Tag der Menschenrechte mit einem 24-stündigen Briefmarathon zu feiern. Von 2.326 Briefen im Jahr 2001 zu 4,5 Millionen Briefen, Tweets und Petitionsunterschriften im vergangenen Jahr hat sich der Briefmarathon seitdem zur weltweit größten Menschenrechtsaktion entwickelt.
Amnesty International feiert in diesem Jahr nicht nur 20 Jahre Briefmarathon, sondern auch das 60-jährige Bestehen der Menschenrechtsorganisation.