Im Rahmen der Aktivitäten des Gewaltfreien Oktobers in Ecuador stellt die internationale Nachrichtenagentur Pressenza ihre jüngste Veröffentlichung vor: „Gewaltfreier Journalismus: Ein humanisierender Ansatz für die Kommunikation“.
Das Buch ist das Ergebnis einer Reflexion über die Erfahrungen, die die Agentur in den dreizehn Jahren seit ihrer Gründung im Jahr 2009 in Mailand, Italien, gemacht hat. Heute verfügt sie über Redaktionsteams in 24 Ländern und stellt Informationen in neun verschiedenen Sprachen zur Verfügung. Alle hier zusammenarbeitenden Personen tun dies ehrenamtlich und haben eine Perspektive für Menschenrechte, Frieden und Gewaltfreiheit.
Eine der Autorinnen des Buches ist Pía Figueroa, Co-Direktorin der Agentur und Mitglied des chilenischen Redaktionsteams. Sie beschreibt, dass sich das erste Kapitel des Buches auf die „Humanisierung der Kommunikation: Die Grundlagen des gewaltfreien Journalismus“ bezieht. Dieser Abschnitt enthält zentrale Elemente des neuen Humanismus, insbesondere die Auffassung vom Menschen als historisches und soziales Wesen, das durch sein Handeln die eigene Natur verändert. Das Kapitel entwickelt konzeptionelle Aspekte, die eine bestimmte Art und Weise einführen, Ereignisse zu betrachten und zu begreifen.
In diesem Kapitel hebt Pía Figueroa die Bedeutung der Psyche und ihres Repräsentationsraums hervor. Für sie ist das menschliche Bewusstsein von grundlegender Bedeutung für das Nachdenken über Reversibilität, ohne die es nicht möglich ist, zu unterscheiden, welcher Ansatz beim Schreiben verwendet wird. Dieses Thema werde im Journalismus nicht oft behandelt, sagt sie. In diesem Sinne betrachtet sie dieses Buch als eine Einladung, über Gewaltfreiheit nachzudenken und von diesem Standpunkt aus zu schreiben. Die Erzählung verändere dabei auch den Autor selbst und ermögliche eine bessere Welt.
Ein weiterer Autor ist Javier Tolcachier, der erklärt, dass sich das zweite Kapitel mit den Grundprinzipien des gewaltfreien Schreibens befasst. Er berichtet, dass die Erfahrungen aus verschiedenen Workshops an ecuadorianischen Universitäten und Institutionen, die als „Labor“ zur Entwicklung der im Text entwickelten Prinzipien dienten, für dieses Kapitel grundlegend waren.
Der Autor betont, dass die Vision des Buches darin besteht, Information als ein soziales Gut und nicht als etwas Kommerzielles zu betrachten. Für Javier ist „jenseits der Information die Aktion“ und er fordert, dass der Journalismus diese ständige kollektive Aktion zeigen muss.
Die Parteilichkeit als Ort des journalistischen Schreibens, so bekräftigt er, ist ein Motor des Handelns, von dem aus das Ereignis interpretiert wird und dessen Anwendung er in diesem Buch fördert, aber auch die Vielfalt der Stimmen und Perspektiven auf ein Ereignis vorantreibt. Aus seiner Sicht ist es notwendig, sich für die Ablehnung von Gewalt zu entscheiden. Für ihn ist die Anprangerung notwendig, aber auch ein Schreiben, das die Lösung von Konflikten und die Arbeit auf der Grundlage von Versöhnung als Mittel der Hoffnung fördert.
Auch Juana Pérez ist Autorin dieses Buches und Mitglied der Pressenza-Redaktion in Spanien. Sie unterstreicht die Bedeutung der Themenauswahl und der Quellen für einen gewaltfreien Journalismus. Die Erfahrungen von Pressenza hält sie für wertvoll, um eine eigene Agenda zu entwickeln.
In Bezug auf die Quellen betont sie, dass diese Themenfreiheit sich auf eine Berichterstattung konzentrieren sollte, die in der Lage ist, die Stimmen derer zu verstärken, denen Gewalt angetan wird, des Volkes; dass sie zur Hoffnung tendieren sollte. Daher müsse der Journalismus die Fakten aus einer historischen Perspektive erklären, aber auch Handlungsmöglichkeiten angesichts der geschilderten Probleme anbieten.
Im Buch schlägt die Autorin vor, „eine diskriminierende Sprache und eine Sprache, die die Polarität im Diskurs fördert, zu vermeiden“. Sie bekräftigt, dass alternative Agenturen Gewalt anprangern und immer Optionen darstellen sollten, um ihr zu entkommen.
Nelsy Lizarazo, in ihrer Eigenschaft als Autorin des Buches und Mitglied der ecuadorianischen Redaktion, bekräftigte, dass alle gesammelten Erfahrungen auch dazu dienten, methodische Anhaltspunkte zu schaffen, die in diesem Buch im vierten Kapitel in zwei Teilen entwickelt werden. Der erste Teil enthält vier kurze Workshops, die sich mit Schlüsselbegriffen wie Blick, Prägungslandschaft, Intentionalität und Menschlichkeit befassen. Der zweite Teil umfasst konkrete Schritt-für-Schritt-Anleitungen für die Anwendung des gewaltfreien Ansatzes auf journalistische Formate wie Nachrichten, Meinungsbeiträge, Interviews, Berichte und Fotoreportagen.
Die Präsentation des Buches wurde durch Videos von verschiedenen Mitarbeitern der weltweiten Nachrichtenredaktionen der Agentur begleitet. Mariano Quiroga von der argentinischen Redaktion betonte „die Unabhängigkeit, mit der wir unsere Themen (…) und den Ansatz für unsere Interviews wählen. Indem wir anderen davon erzählt haben, konnten wir viele weitere Menschen zur Teilnahme einladen“. Aus der Sicht dieses Freiwilligen: „Pressenza ist genau wie das Buch ein Beispiel für kollektive Arbeit“.
Für José Gabriel Feres, den Herausgeber der Publikation, ist dieses Buch Teil der Verdichtung verschiedener humanisierender Erfahrungen, die sich auch in anderen Büchern widerspiegeln, wie dem 2012 erschienenen Buch „Perspektiven des Humanismus über den Scheideweg des gegenwärtigen Augenblicks“ und dem 2014 erschienenen Buch „Die globale Krise: Konsequenzen und Chancen“. Ein weiteres Werk, das aus einer humanistischen Perspektive heraus veröffentlicht wurde, ist Javier Tolcachiers “ Tendenzen – Handbuch zur politischen Bildung“, veröffentlicht 2019. Alle diese Bücher sind auf eine gewaltfreie und humanistische Perspektive ausgerichtet. José Gabriel bekräftigte, dass jede von Pressenza-Freiwilligen geleistete Arbeit ein Beitrag in einer Zeit ist, in der es große Unsicherheit gibt.
Übersetzung aus dem Spanischen von Chiara Pohl vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam. Wir suchen Freiwillige!
Die Präsentation auf Spanisch: