Die Situation in der Ukraine bringt die Welt an den Rand eines Atomkriegs. Egal, wessen Erzählung man glaubt – die USA und Russland verfügen zusammen über mehr als 10.000 Atomsprengköpfe. Vergessen wir nicht, dass ein Krieg, der mit nur 100 Atomwaffen geführt wird, die menschliche Zivilisation, wie wir sie kennen, zerstören und alle Lebensformen auf unserem Planeten vernichten wird, eine Situation, von der sich die Erde erst in Hunderten von Millionen Jahren erholen wird.

Das sind die Aussichten, die sich der Menschheit jetzt bieten.

Die Situation in der Ukraine hätte nie passieren müssen. Sie war so vermeidbar.

Am Ende des Kalten Krieges, als die Berliner Mauer zusammen mit dem Warschauer Pakt und der Sowjetunion fiel, gab es eine perfekte Gelegenheit, eine neue Weltordnung des Friedens aufzubauen. Die NATO hätte aufgelöst und Friedensverträge zwischen allen europäischen Staaten, einschließlich Russland und aller ehemaligen Sowjetrepubliken, unterzeichnet werden müssen. Die Europäische Union hätte die Chance gehabt, den Kontinent von Lissabon bis Wladiwostok einzugliedern. Dies lag jedoch nicht im Interesse der größten Oligarchen der Welt: derjenigen, die die US-Militärindustrie und die politische Klasse in Washington kontrollieren. Es lag auch nicht im Interesse der Oligarchen in der ehemaligen Sowjetunion, deren Positionen im russischen Establishment ebenfalls durch den Anbruch des Friedens bedroht waren, und auch nicht im Interesse der europäischen Oligarchen, die sich auf Kosten der Ärmsten der Gesellschaft unendlich bereichert haben. Diese Oligarchen, zu deren Apparat Militär, Politiker, Medien, Banken und wissenschaftliche Einrichtungen gehören, bedienen sich des Instruments des „Blut-und-Boden“-Nationalismus, um ihre Bevölkerungen zu manipulieren, Menschen anderer Nationen und Kulturen zu entmenschlichen und das nötige Einverständnis für ihre Ermordung zu schaffen.

Das erste Opfer dieses Krieges ist eine Pipeline. Das Projekt Nord Stream II wurde gestoppt, so dass Deutschland so kurzfristig keine andere Wahl hat, als sich um Treibstofflieferungen aus den USA und anderen Ländern zu bemühen.

Aber warum geht es in diesem Krieg um fossile Brennstoffe? Sollte die Welt nicht auf nachhaltige, grüne Energieformen umsteigen? Deshalb wissen wir, dass der Krieg zwischen Oligarchen und nicht zwischen Völkern stattfindet. Die Oligarchen verdienen nicht so viel Geld an einem Planeten, der mit erneuerbaren Energien betrieben wird, wie an einem Planeten, der von fossilen Brennstoffen abhängig ist. Die Menschheit hätte schon vor Jahrzehnten den Großteil ihrer Energienutzung auf erneuerbare Energien umstellen können. Wir könnten bereits ein kohlenstoffneutraler Planet sein. Man stelle sich vor, das Geld, das in Kriege im Irak, in Afghanistan, in Serbien, im Jemen, in Libyen, in Syrien und anderswo investiert wurde, wäre dafür verwendet worden! Wir würden jetzt nicht über die Ukraine sprechen, das ist sicher.

Dieser Konflikt ist kein Krieg zwischen Putin und Biden. Es ist ein Krieg einer Gruppe von Oligarchen gegen eine andere Gruppe von Oligarchen, die alle darauf aus sind, Territorium zu erobern, auf dem Menschen leben und arbeiten, damit diese Oligarchen aus diesen Menschen Profit schlagen können.

Als Angehörige der menschlichen Spezies, die so ausgesetzt auf diesem Felsen lebt, der mit über 100.000 km/h durch das Universum rast, müssen wir es besser machen.

Es gibt politische Parteien und Bewegungen, die das Wohlergehen aller Lebewesen in den Mittelpunkt stellen, die auf Krieg als Mittel zur Beilegung von Streitigkeiten verzichten und die sich an die Grundsätze der Charta der Vereinten Nationen halten. Und wenn es sie nicht gibt, können sie gegründet werden.

Es ist an der Zeit, dass die Menschen der Welt aufstehen, sich organisieren und lernen, dass andere Menschen nicht ihre Feinde sind, sondern Menschen wie sie selbst, die ein glückliches Leben in Frieden und Sicherheit führen wollen.

Es ist an der Zeit, Nein zum Krieg zu sagen und dem Frieden eine Chance zu geben. Aber noch mehr als das: Es ist Zeit zu handeln.

 

Übersetzung aus dem Englischen von Margit Staltmayr vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!