Auf einer Schulreise nach Mittelitalien im April 2014 lernte ich den italienischen Filmregisseur Paolo Bianchini kennen, der zusammen mit Paola Rota mit seiner Initiative Alveare Cinema künstlerische, bedeutungsvolle Filme mit sozialem Wert kreiert und produziert. Diese Filme von pädagogischem Wert und Tiefe können von Jung und Alt gleichermaßen angesehen werden.
Ich hatte über den 2012 veröffentlichten Film „Il Sole Dentro“ gelesen, der im englischsprachigen Raum als Bright Flight bekannt ist. Paolo Bianchinis Interesse an der Handlung entstand aus der Tragödie von Yaguine und Fode aus dem Jahr 1999. Die beiden westafrikanischen Jugendlichen flogen als blinde Passagiere im Frachtraum eines Jets, um ihre schriftliche Bitte um wirtschaftliche Hilfe an die EU-Minister in Brüssel zu überbringen. Bei der Ankunft wurden beide tot aufgefunden und Bianchini schwor sich, dass sie nicht umsonst gestorben waren. Der Film von Alveare Cinema ging um die Welt, nicht als kommerzieller, gewinnorientierter Film, sondern als Lektion in Sachen Menschlichkeit.
Von Projekten wie denen von SOS Scuola, der Renovierung von Schulen und der folgenden Aufwertung ihrer Gemeinden, bis hin zu Bildungsfestivals für Filmproduktionen von Kindern zu Themen wie dem Respekt vor der Erde, ihrer Kultivierung und unserer Umwelt, ist Alveare Cinema an der Grenze der profitablen Populärkultur geblieben, aber mit Hingabe an mehr als nur Kassenzahlen. Heute mehr denn je inspiriert ihr Engagement für die Integrität und die leitenden Prinzipien, die in dieser chaotischen Welt notwendig und ersehnt sind, diejenigen, die sie kennen. Es scheint viel einfacher, auf der Welle der Popularität und des kommerziellen Profits zu reiten, als nach politischer, ideologischer, nationaler oder internationaler Unabhängigkeit zu streben und die Internationale Erklärung der Vereinten Nationen für Menschenrechte, Gerechtigkeit und Gleichheit aufrechtzuerhalten, den Bedürftigen und Leidenden durch ihre Projekte und Charta der Werte zu helfen. Doch gestern…
Paolo teilte Informationen über eine kürzlich stattgefundene Veranstaltung in der italienischen Botschaft in Teheran, Iran. Die siebte und letzte einer Reihe kultureller Präsentationen trägt den Titel „Vincenzo Bianchini. Der Humanist und der Künstler“ in einem Programm namens „#From_Tehran_to_Rome.: A Journey through Art“.
Diese Folge konzentriert sich auf das Leben und Werk von Paolos Vater Vincenzo, einem italienischen Arzt, Dichter und Künstler, der 24 Jahre seines Lebens, zwischen den 1950er und 1970er Jahren, im Iran verbrachte. Während seiner Karriere arbeitete er auch in der Demokratischen Republik Kongo und in Äthiopien, um den Armen und Ausgegrenzten medizinische Dienste zu leisten. Währenddessen schrieb er, zeichnete, malte und schuf Skulpturen aus gefundenen Materialien. Seine Kunstwerke werden im Museum für Zeitgenössische Kunst in Teheran aufbewahrt und zeugen von einem Mann, der durch seine humanistischen Ansichten in Medizin, Literatur und bildender Kunst Fürsorge und Inklusion für andere schaffte.
Ich habe mich oft gefragt, wie die offenkundig bescheidene Art von Paolo Bianchini in einer schnelllebigen, glitzernden und oft halsabschneiderischen Welt des Fernsehens und Kinos zurechtkam. Die Geschichte von Dr. Vincenzo Bianchini und der Hingabe seines Lebens an Bedürfnisse, die größer sind als er selbst, während er gleichzeitig seinem kreativen Geist erlaubt, sich in diesem Prozess zu entfalten, gibt eine klare Antwort darauf. Ob Natur oder Erziehung oder eine Kombination aus beidem, die humanistischen Werte der Nächstenliebe, denen wir begegnen und die unseren Geist zu einem höheren Gut bewegen, machen es möglich das Komplizierte zu vereinfachen.
Mit den Worten von Viktor Frankel: „Liebe ist das letzte und höchste Ziel, das der Mensch anstreben kann.“
Übersetzung aus dem Englischen von Lena Rexinger vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam. Wir suchen Freiwillige!