2,2 Milliarden Menschen auf der Welt haben nur unregelmäßig Zugang zu sauberem Wasser, so auch in Europa. Während die EU nur zögerlich Verbesserungen auf den Weg bringt, um die Trinkwasserversorgung zu sichern, macht Slowenien Wasser zum Grundrecht. Das Recht auf Trinkwasser steht dort in der Verfassung.
Sauberes Wasser aus dem Wasserhahn gilt in Österreich als Normalität. Dennoch verfügen im Rest Europas ganze 1 Millionen Menschen nicht über frisches Wasser. Besonders obdachlose Menschen sind vom Trinkwassermangel betroffen, denn ohne Wohnung ist der Zugang zu Wasser, egal ob zum Trinken oder Duschen, nur schwer möglich.
Der Wasserbericht der Vereinten Nationen (UN) aus dem Jahr 2022 zeigt, dass die Wasservorräte weltweit zunehmend knapp werden, während der Bedarf an Wasser zur selben Zeit ansteigt. Das liegt auch an der ständig wachsenden Weltbevölkerung, der damit steigenden Nachfrage in der Wirtschaft und den veränderten Lebensbedingungen der Menschen in einer globalisierten Welt. Deswegen halten die UN alle Staaten weltweit an, Maßnahmen zum verantwortungsvollen Umgang mit der kostbaren Ressource Wasser zu ergreifen. Bis 2030 soll die “Verfügbarkeit von Wasser” als eines der 17 UN-Nachhaltigkeitsziele weltweit verbessert werden. Außerdem sollen mehr öffentliche Zugänge zu Wasser wie Trinkbrunnen oder Wasserspender angeboten werden.
In Slowenien ist Wasser Grundrecht
Mit einer Bevölkerung von rund 2,1 Millionen Menschen ist Slowenien das kleinste Nachbarland Österreichs. Insgesamt verfügt Slowenien über mehr als 7.500 Wasserquellen und weiß diese zu schützen: Seit 2016 ist Trinkwasser in Slowenien als Grundrecht in der Verfassung eingetragen.
Dass dies notwendig ist, liegt daran, dass der zunehmende Wassermangel zu einem erbitterten Kampf um Wasser als flüssiges Gold geführt hat. Länder, die, wie Österreich oder Slowenien, über Trinkwasser-Quellen verfügen, sollten alles daran setzen diese zu schützen. Denn in naher Zukunft könnte ein großes Geschäft mit dem Handel der knappen Ressource betrieben werden, was große Konzerne anlocken könnte.
Mit dem Festlegen des Rechtes auf Trinkwasser war jegliche Form der Privatisierung von Wasserquellen in Slowenien ausgeschlossen. Für die slowenische Bevölkerung bedeutet das sowohl Sicherheit hinsichtlich der eigenen Wasserversorgung, als auch Gewissheit darüber, dass mit den Wasservorkommen im Land kein Profit aus Wasser geschlagen wird.
2019 fand eine Abstimmung unter dem noch immer amtierenden Premier Janez Janša statt. Sie sollte die Privatisierung von der slowenischen Küste und einigen See- und Flussufer ermöglichen. Die Initiative dafür ging von der rechtskonservativen Regierung um Janša aus. Dieser klare Angriff auf die Sicherung der Trinkwasserversorgung straften die Slowenierinnen und Slowenier aber deutlich ab – 87 % von ihnen stimmten gegen den Entwurf. Dies sichert die Wasserversorgung in Slowenien weiterhin. Doch es zeigt auch, wie wichtig es ist, sich gegen Angriffe auf das Recht auf Trinkwasser zu stellen.
Ungleiche Verteilung von Wasser
So selbstverständlich sauberes Wasser für uns ist, so ungleich ist es auf der Welt verteilt. Die Wasserversorgung eines Landes hängt stark von der geografischen Lage und der vorhandenen Infrastruktur ab. Diese ist weltweit enorm verschieden und kann in naher Zukunft dazu führen, dass Wasser immer wertvoller wird. Dadurch wächst das Interesse am Handel damit. Große Konzerne wie Nestlé stehen schon heute für ihren Handel mit Wasser aus afrikanischen Ländern in Kritik. Sie pumpen Wasser aus Ländern ab, welche selbst unter Wassermangel leiden, füllen es um und streichen mit dem Verkauf Millionen-Gewinne ein. Solche Praktiken können nur verhindert werden, wenn Wasser weltweit als Menschenrecht anerkannt und durchgesetzt wird.
Trinkwasserschutz in Österreich
Ob beim Duschen, Kochen oder Kauf von Lebensmitteln: für so gut wie jede unserer Alltagsaktivitäten wird direkt oder indirekt Wasser benötigt. Der österreichische Wasserverbrauch liegt bei 2,2 Milliarden (!) Kubikmetern pro Jahr. Mehr als die Hälfte davon verbrauchen Industrie und Gewerbe.
Während in Griechenland oder England das Wasser mit Chlor versetzt werden muss, kann es in Österreich bedenkenlos getrunken werden, ohne vorher mit Chemikalien behandelt zu werden. Das liegt daran, dass in Österreich ausschließlich Grund- und Quellwasser zur Wasserversorgung genutzt wird. In Wien kommt dieses seit ganzen 150 Jahren direkt aus den Kalkalpen.
Auch Österreich hat die öffentliche Wasserversorgung im Jahr 2019 verfassungsrechtlich festgelegt. Dennoch gibt es hierzulande immer noch Wasserquellen wie Brunnen, die sich in Privatbesitz befinden. Durch die glückliche geografische Lage ist Österreich vergleichsweise gut aufgestellt. Diese ist jedoch nur gesichert, wenn die Wasservorkommen auch zukünftig nicht privatisiert werden.