Vor einiger Zeit habe ich ein Video gesehen, wo ein indigener Mensch sich darüber Gedanken gemacht hat. Sie würden immer wieder gefragt, was wir tun können, um den heutigen Anforderungen zu begegnen. Darauf hat er eine Gruppe indigener Menschen versammelt und sie haben sich beraten. Ihr einstimmiges Ergebnis war: „Ask your heart.“ Fragt eure Herzen, von dort kommt die Antwort.
Man könnte heute vielleicht noch zwischen angepassten oder zivilisierten und ursprünglichen oder freien Indigenen unterscheiden. Letztlich soll früher wohl so viel Bewegung in den Völkern gewesen sein, dass niemand mehr sagen kann, wer irgendwo schon immer einheimisch war. Die Gaudiya Vaishnavas sagen z.B. das Volk der Arya wäre schon immer in den heiligen Orten Indiens zuhause gewesen. Nach westlicher Geschichtsschreibung lebten früher in Indien die Draviden und wurden erst später von Persien her von den Indo-Aryan verdrängt und die vedische Kultur wurde so von diesen übernommen. Da kommt es auch darauf an, ob wir es äußerlich, körperlich betrachten oder von Bewusstsein und Stimmung her. Auch auf Teneriffa gab es vor den Spaniern die Guanchen, ein Berber Volk. Niemand weiß warum sie dahin kamen oder wer vorher da gelebt hat. Und in Südamerika haben sich wohl Portugiesen und Spanier mit Inka, Maya und Azteken gemischt.
Der eigentliche Punkt ist die innere Stimmung und Verbindung mit Natur und Absolutem. Bisher ist unsere Zivilisation den Weg gegangen, erst alles Einheimische zu zerstören und hinterher zu jammern und zu klagen was man alles davon hätte lernen können. So ging es in Amerika, Afrika, Australien. Ich glaube, heute spricht man noch vom postkolonialen Denken. Wir suchen schon nach Lebensraum und Ressourcen im Weltall und haben dieses koloniale Denken noch nicht aufgegeben und würden uns vermutlich immer und überall wieder genauso verhalten. So übersehen und zerstören wir das Wesentliche und träumen schon von Maschinenkörpern.
Wirklich ursprüngliche und freie indigene Menschen werden daher kaum zu finden und zu fragen sein. Entweder sind es unkontaktierte Völker, die bei bloßer Begegnung mit uns erkranken und sterben. Oder sie haben sich so bewusst gegen unsere Zivilisation entschieden, dass sie sich freiwillig zurückgezogen haben oder sogar ausgestorben sind. In Australien soll es z.B. ein Volk gegeben haben, dass auf den kalten und felsigen Tasmanischen Inseln nackt gelebt hat. Sie waren die ersten, die ausgestorben sind als die Kolonialisten kamen. Es gibt Geschichten davon, dass Menschen freiwillig und in Frieden die Erde verlassen haben als die Zeit dafür war und die Umstände zu widrig wurden.
Die Suche nach Indigenen ist also die Suche nach uns selbst, nach unserer eigenen Wesenheit und Verbundenheit, unserem eigenen Gespür, was gerade dran ist. Jede Veränderung fängt mit einer klaren Entscheidung an – anpassen, widersetzen oder wegsterben. Ohne diese Entscheidung kann von Freiheit und Frieden keine Rede sein. Das spiegelt sich auch in der Frage von Sokrates, was wichtiger sei – ein langes oder ein gutes Leben. Auch Herr Schäuble hat diese sinngemäß aufgegriffen als er fragte, was die Würde des Menschen sei – jedes Leben so lange wie möglich zu erhalten oder ein möglichst selbstbestimmtes Leben und Sterben.
Wenn wir etwas verbessern wollen, dann das Bewusstsein dafür. Die Angst zu verlieren vor Sterben, Zerstörung, Leid und Elend. Solange das noch eine zu große Faszination auf uns ausübt, werden wir immer weiter mit dem Feuer spielen und uns immer wieder schlimm daran verbrennen. Dann suchen wir Schuldige und Sündenböcke wie Putin oder Ungeimpfte und fühlen uns auch noch im Recht damit. In dem Maß, in dem wir dieses widrige und unlogische Verhalten aufgeben, wird Frieden einkehren.