Gustavo Petro und Francia Márquez erhielten 50,51% der Stimmen und sind damit von 2022 bis 2026 Präsident und Vizepräsidentin von Kolumbien.
Von den 22 Millionen Menschen, die zur Wahl gingen, unterstützten mehr als 11 Millionen Petro, etwa 10,5 Millionen stimmten für Rodolfo Hernández und mehr als 2 Millionen Bürgerinnen und Bürger entschieden sich für einen leeren Stimmzettel.
Das zeigt, dass es Petro trotz der knappen Abstimmung gelungen ist, mehr als 8,5 Millionen Stimmen zu sammeln – mit der Unterstützung von jungen Menschen, Frauen und indigenen, afroamerikanischen und bäuerlichen Gemeinschaften, die stunden- oder tagelang unterwegs waren, um von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen.
Es ist das erste Mal in den 212 Jahren der Unabhängigkeit Kolumbiens, dass das Land einen linksgerichteten Präsidenten hat. Er forderte in seiner Rede ein Ende des Hasses und kündigte an, dass sich seine Regierung für Frieden, soziale und wirtschaftliche Gerechtigkeit einsetzen wird.
Er kündigte außerdem an, dass er eine inklusive Regierung für alle Kolumbianer:innen bilden, den Klimawandel bekämpfen, einen verantwortungsvollen Kapitalismus, die Energiewende und die Unabhängigkeit der Wirtschaft von Kohle und Erdöl umsetzen werde.
Die Punkte, die während Gustavo Petros Rede für Aufsehen sorgten, waren die Aufforderung an die Generalstaatsanwältin Margarita Cabello, die Bürgermeister, die wegen angeblicher unzulässiger politischer Einflussnahme ihres Amtes enthoben wurden, wieder einzusetzen, und das Gesuch an den Generalstaatsanwalt Francisco Barbosa, die Jugendlichen freizulassen, die an den Streiks 2020 und 2021 teilgenommen haben und inhaftiert sind.
Ein Triumph für Kolumbien
Das Ergebnis dieser Wahl ist beispiellos, denn die Linke, angeführt von Gustavo Petro und Francia Márquez, übertraf die 1,5 Millionen Stimmen, die sie sich vorgenommen hatte, um den zweiten Wahlgang zu gewinnen.
So gelang es Gustavo Petro bei seinem dritten Mal als Präsidentschaftskandidat, die fehlenden Stimmen mit seiner Vizepräsidentschaftsformel zu erobern, die es den Kolumbianerinnen und Kolumbianern ermöglichte, sich mit den Problemen des Landes zu identifizieren, denn Francia Márquez ist eine afro-stämmige Frau, Opfer des bewaffneten Konflikts, Anwältin, Verteidigerin der Menschenrechte und der Umwelt, die Bauern, Indigene und afro-stämmige Personen dazu aufrief, durch ihre Stimme Teil des Wandels zu sein.
So war es am Wahltag offensichtlich, dass Kolumbianer:innen, die in weit von den Gemeinden entfernten Gebieten leben, stunden- und tagelang in Booten, Flößen, zu Pferd und zu Fuß unterwegs waren, um ihre Stimme abzugeben.
Schließlich sieht diese Regierung, die am 7. August ihr Amt antritt, folgenden Herausforderungen entgegen: Bekämpfung der Inflation, die laut dem Nationalen Verwaltungsamt für Statistik (DANE) im Mai bei 9. 07% lag; vollständige Umsetzung des in Havanna unterzeichneten Friedensabkommens; Reaktivierung des ländlichen Raums, des Tourismus und der Textilindustrie; die Grund- und Hochschulbildung für alle Kolumbianer/innen; die von DANE Ende 2021 verzeichnete Armutsrate von rund 39%; der Schutz der Umwelt; die Verteidigung der Menschenrechte; die Wiederaufnahme der diplomatischen und wirtschaftlichen Beziehungen zu Venezuela.
Übersetzung aus dem Spanischen von Domenica Ott vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!