Der Krieg in der Ukraine dient multinationalen Konzernen als Rechtfertigung für massive Spekulationen auf Preise von Rohstoffen, Energie und Welthandel. Der Krieg in der Ukraine hätte vermieden werden können, wenn der ukrainische Präsident nicht gewollt hätte, dass sein Volk durch die Zerstörung einer Nation leidet, oder wenn die Europäische Union die notwendigen Schritte unternommen hätte, um Russland und die Ukraine in Frieden einander anzunähern und so das zu vermeiden, was heute geschieht: ein globaler Wirtschaftskrieg mit beispielloser Spekulation und unvorhersehbaren Folgen für die Zivilbevölkerung.

Die Präsidenten der beteiligten Regierungen, sowohl derjenigen, die direkt in den Konflikt involviert sind, als auch derjenigen, die die Ukraine bedingungslos unterstützen, hätten diesen Kriegswahnsinn, in den wir eingetaucht sind, diplomatisch stoppen können, bei dem die einzigen Nutznießer zweifellos die Rüstungskonzerne sind – die ihr Geschäft mit kriegerischen Konflikten machen – und die Politiker, die mit ihrem schlechten Management öffentlicher Verwaltung den von ihnen selbst angetriebenen Krieg für den Anstieg aller Grundpreise verantwortlich machen. Es war die perfekte Ausrede, um sich nicht für ihre Fehler und ihr Missmanagement rechtfertigen zu müssen. Und während all dies geschieht, wird die Zivilbevölkerung aufgefordert, den Gürtel enger zu schnallen, die Heizungen herunterzudrehen und Energie zu sparen. Hat etwa jemand die Bevölkerung gefragt, ob wir in einen aus dem Ruder gelaufenen Wirtschaftskrieg eintreten sollen? Warum hat man Waffen zum Töten geliefert, anstatt auf Diplomatie und Frieden zu setzen? Wo sind die Demonstrationen, zu denen die sozialistische Partei Spaniens aufgerufen hat, um Nein zum Krieg zu sagen, während sie nun selbst in einen Krieg eingetreten ist, der noch mehr Armut und Hunger in der Welt verursachen wird?

Aber das ist noch nicht alles. Die Unterstützung der Europäischen Union für den Krieg hat den Kampf gegen den Klimawandel oder auch jene anderen kriegerischen Konflikte, über die niemand spricht und die das Leben Tausender Menschen fordern, verwässert und aus ihren Zielen gestrichen. Was für eine Heuchelei und welche Dummheit der Führer der Europäischen Union, die noch nicht einmal von den Bürgern gewählt wurden, und der Abgeordneten des Europäischen Parlaments, die ihre Fahnen nach dem Wind hängen, der ihre Sessel am meisten erwärmt. Das ist die Realität. Es gibt keine Demokratie und keine freien Wahlen, nicht einmal unter den Abgeordneten, Senatoren oder MdEP, die lediglich den Partikularinteressen ihrer jeweiligen Partei verpflichtet sind. Das politische System der Welt muss sich ändern, wenn wir eine Gesellschaft mit Würde haben wollen.

Gleichzeitig wird die Ermordung der indigenen Völker auf beschämende und skrupellose Weise fortgesetzt, die Regierungen sind ihnen gegenüber respektlos, indem sie die Gesetze zu ihrem Schutz brechen, ihre verfassungsmäßigen Rechte verletzen, ihre Gemeinschaften zerstören, ihnen die Staatsbürgerschaft verweigern und jegliche Hilfe unterbinden, während sie aus ihren rechtmäßig erworbenen und rechtlich anerkannten Gebieten vertrieben werden.

Wie Survival International heute berichtete, ohne dass die Medien davon größer Notiz nahmen (sie sind zu sehr mit der Ukraine beschäftigt), flohen Tausende von Massai aus ihren Häusern und flüchteten in den Busch, nachdem die Polizei brutal gegen sie vorgegangen war. Sie demonstrierten gegen die Versuche der tansanischen Regierung, sie aus dem Serengeti-Nationalpark zu vertreiben, um mehr Platz für die Trophäenjagd reicher Ausländer oder den Massentourismus zu schaffen, der das ernste Problem gegen die einheimische Bevölkerung nur vergrößert, in einem offensichtlichen Businessdeal zwischen der Regierung und den Unternehmen, die in die Ausbeutung der Serengeti involviert sind.

Survival International berichtet, dass am 8. Juni Dutzende von Polizeifahrzeugen und etwa 700 Beamte in Loliondo im Norden Tansanias, in der Nähe des Serengeti Nationalparks, eintrafen, um 1.500 Quadratkilometer Massai-Land als Wildreservat auszuweisen. Am 10. Juni schossen die Beamten auf Massai, die gegen den Versuch protestierten, sie von ihrem Land zu vertreiben. Es gab zahlreiche Verletzte und ein Todesopfer, wobei die genaue Zahl der Opfer nicht bekannt ist, da mit einer groß angelegten Razzia versucht wurde, sicherzustellen, dass keine mit Mobiltelefonen aufgenommenen Bilder die Brutalität der Polizei aufzeichneten, wobei die mobilen Geräte beschlagnahmt und zahlreiche Personen verhaftet wurden.

Wo ist die Europäische Union, die zu sofortigen Sanktionen gegen Tansania wegen der brutalen Unterdrückung der Massai aufruft? Wo sind die Politiker, die diese Völkermorde und Verbrechen gegen die Menschlichkeit anprangern? Wo sind die Bilder, die die Bürger darüber informieren, was mit den Massai geschieht, damit niemand nach Tansania reist, um so gegen diese schwerwiegende Aggression zu protestieren?

Wie Survival International in seiner Pressemitteilung schreibt, ist Deutschland ein wichtiger Geldgeber für Naturschutzprojekte in Tansania und maßgeblich an der Entwicklung der Naturschutzpolitik in dem Land beteiligt, die zur Vertreibung tausender indigener Völker von ihrem Land geführt hat. Die Zoologische Gesellschaft Frankfurt finanziert laut Survival Ranger und Beamte, von denen einige nach Angaben der Massai an den jüngsten Vertreibungen beteiligt waren. Die in den Vereinigten Arabischen Emiraten ansässige Otterlo Business Company (OBC) organisiert Jagdreisen für die königliche Familie des Landes und ihre Gäste. Wir fordern das Unternehmen auf, seine Reisen nach Tansania einzustellen, um gegen die niederträchtigen Schikanen der Regierung gegenüber den Massai, den wahren Besitzern dieser Gebiete, zu protestieren.

Angesichts der sich abzeichnenden globalen Krisen und dem Bedarf an Mineralien für reiche Gesellschaften stehen wir vor einer Beschleunigung der Schikanen und des Völkermords an indigenen Völkern, um ihnen ihr Land zu rauben und die dortigen natürlichen Ressourcen auszubeuten, z. B. für Elektrofahrzeuge, von denen behauptet wird, sie seien umweltfreundlich, während Tausende von Unternehmen bereits Mineralien, die für den Betrieb der Batterien benötigt werden, in großem Stil abbauen, und zwar auf Kosten unserer empfindlichen planetarischen Artenvielfalt, die dadurch massiv zerstört wird.

Und dabei geht es nicht nur um die Massai. Kürzlich habe ich angeprangert, was mit den Batwa im Kauzi-Biega-Nationalpark in der Demokratischen Republik Kongo geschieht oder wie die indigene Gemeinschaft Qom in Formosa (Argentinien) gezielt schikaniert wird. Der Consejo Indigenista Misionero (Cimi) prangert an, dass die Regierung Bolsonaro den Krieg in der Ukraine nutzt, um ihr Projekt des Todes gegen die indigenen Völker voranzutreiben, indem sie einen privaten und vor den Medien versteckten Krieg führt, die oft am Schweigen zu diesen kriminellen Völkermorden mitschuldig sind, und der bis heute unaufhaltsam fortschreitet und Menschenrechte verletzt. Dies sind nur einige Beispiele für eine lange Liste von Unterdrückungen indigener Völker, die totgeschwiegen werden, ohne dass etwas gegen die Regierungen unternommen wird, die sie ausüben.

Die Massai sind nur das jüngste Opfer, so dass reiche Leute aus aller Welt in die Serengeti fahren können, um ohne Scham und Bewusstsein Elefanten und Löwen zu töten, oder in langen Schlangen von Touristenfahrzeugen Tiere zu fotografieren, ohne zu merken, dass wegen ihnen selber ein angestammtes Volk stirbt und unterdrückt wird, damit das Geschäft mit dem Tourismus oder der Jagd weiterhin die Taschen von Politikern und Beamten eines ohnehin bereits armen Landes füllen kann. Reiseveranstalter sollten daher Touren nach Tansania und in die Demokratische Republik Kongo absagen, bis die Massai und die Batwa so respektiert werden, wie sie es verdienen, und ihnen ihre gestohlenen Gebiete zurückgegeben werden, mit allen Garantien, die dazu notwendig sind.

Das Verhalten der Regierungen und die Passivität der internationalen Gemeinschaft, die nur daran interessiert ist, das zu sehen, was sie will und wann sie will, und die ihre Augen vor den Beweisen für die begangenen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verschließt und nur dann aufschreit, wenn sie ihre persönlichen Interessen gefährdet sieht, ist empörend und jenseits aller Vernunft. Doch das ist das derzeitige politische Modell, das den Gesellschaften der Welt eingepflanzt wurde. Solange es nicht geändert wird – und es wird schwer zu ändern sein -, sind wir zur Zerstörung der menschlichen Gesellschaft verdammt, in der Gier und wirtschaftliche Macht, für die Politiker als Marionetten benutzt werden, den Demokratien der Welt ein Ende setzen und uns in ein absolutes Chaos stürzen, dem nur schwer zu entkommen sein wird. Das ist keine Science-Fiction-Vision sondern Realität und künftige Generationen werden sich in einer Sackgasse wiederfinden.

Deshalb muss die Gesellschaft aufwachen und unter dem Ruf „Genug ist genug!“ lernen, einen friedlichen Kurs des Erdenschiffs einzuschlagen und es zur Reparatur in einen sicheren Hafen bringen, damit wir nach getaner Arbeit in Frieden und Freiheit auf den Meeren und Wegen unserer eigenen Evolution segeln können.

 

Weitere aktuelle Informationen zum Thema:

Verhaftungen von Massai in Tansania – Massive Zweifel am Vorgehen der Behörden – Gesellschaft für bedrohte Völker e.V., 05.08.2022

Offener Brief der Massai an die internationale Gemeinschaft (Englisch) – Oakland Institute, 2022

Kongo: Tödliche Gewalt im Nationalpark – Deutsche Welle, 06.04.2022

 

Übersetzung aus dem Englischen von Evelyn Rottengatter vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzerteam. Wir suchen Freiwillige!