Der letzte Präsident der Sowjetunion, Michail Gorbatschow, der Silo und dem Humanismus sehr nahe stand, ist gestern in Moskau im Alter von 91 Jahren nach schwerer und langer Krankheit verstorben, wie die russischen Staatsmedien berichten.
Während seiner Jahre an der Macht hatte er einen offenen und ständigen Dialog mit Humanistinnen und Humanisten geführt: Treffen, Versammlungen, ausdrückliche Hinweise in seinem Buch „Humanismus und Neues Denken“ von 1997, in dem Gorbatschow feststellt:
„Zufälle in der Geschichte sind nicht häufig, aber es gibt sie. In einigen Fällen sind sie das Ergebnis des Schicksals, in anderen spiegeln sie die Legitimität wieder. Der Zufall, auf den wir uns hier beziehen, ist nicht nur legitim, sondern in gewissem Sinne auch bemerkenswert. Etwa zur gleichen Zeit, in den 1980er Jahren, entstanden zwei philosophisch-politische Phänomene: die humanistische Bewegung und das «Neue Denken»“.
In seinen Schriften betont der Präsident der Sowjetunion diese außergewöhnliche Konvergenz und schließt mit den Worten:
„Inspiriert von den Ideen des Humanismus und des Neuen Denkens können wir, so glaube ich, mit Optimismus in die Zukunft blicken“.
Seine Regierung wurde mit den Begriffen Perestroika und Glasnost (Umgestaltung und Öffnung) in Verbindung gebracht, eine Reform, die die Politik und Wirtschaft seines Landes veränderte. Er war nicht nur der letzte Präsident der Sowjetunion, denn in seine Amtszeit fielen der Fall der Berliner Mauer und die Auflösung des sowjetischen Konglomerats, sondern er beendete auch den Kalten Krieg und leitete die verhältnismäßige Abrüstung der Großmächte ein, um den Frieden zu sichern. Die Bemühungen dieses bemerkenswerten Präsidenten, zur weltweiten Entspannung beizutragen, waren in der Tat vielfältig.
Nach dem Zusammenbruch der UdSSR war seine Haltung gegenüber dem damaligen Präsidenten Russlands, Boris Jelzin, besonders kritisch. Gorbatschow verbrachte seine ersten Jahre in der postsowjetischen Ära damit, die Reformen des neuen russischen Führers scharf in Frage zu stellen, vor allem, als dieser versuchte, seine eigenen Befugnisse zu erweitern und den Neoliberalismus zu legitimieren.
Der Friedensnobelpreisträger nahm Ende 2009 an dem Gipfeltreffen in Berlin teil, wo er zusammen mit Mairead Corrigan Maguire, Lech Walesa, F.W. De Klerk, Muhammad Yunus und einigen anderen Silo zuhörte, der in seiner Rede sagte:
«Was aber das Thema Gewalt angeht, hinken wir beträchtlich hinterher. Damit meine ich, dass die Verteidigung des menschlichen Lebens und der elementarsten Menschenrechte auf allgemeiner und globaler Ebene noch keine Wurzeln geschlagen hat. Immer noch rechtfertigt man Gewalt als Verteidigungsmittel und sogar als „Präventivmaßnahme“ gegen mögliche Aggressionen. Und es sieht nicht so aus, dass man Entsetzen bei der Massenvernichtung schutzloser Völker empfindet. Nur wenn die Gewalt unser eigenes Leben in Form von verbrecherischen Bluttaten streift, sind wir alarmiert, aber wir verherrlichen nach wie vor die schlechten Vorbilder, die unsere Gesellschaft und unsere Kinder von klein auf vergiften.
Offensichtlich haben sich bislang weder die Idee noch die Sensibilität durchgesetzt, die in der Lage sind, eine tiefe Ablehnung und einen moralischen Ekel hervorzurufen und die uns von der Ungeheuerlichkeit der Gewalt in ihren verschiedenen Formen wegführen könnten.
Von unserer Seite aus werden wir alle notwendigen Anstrengungen unternehmen, um die Themen des Friedens und der Gewaltfreiheit in der Gesellschaft nachhaltig zu verankern, und es ist offensichtlich, dass die Zeit kommen wird, in der sowohl individuelle als auch massenhafte Reaktionen ausgelöst werden. Das wird die Zeit für einen radikalen Wandel in unserer Welt sein.»
Dies war wahrscheinlich der Bereich, in dem sich diese beiden Tendenzen am meisten annäherten, nämlich bei den nachhaltigen Bemühungen um Abrüstung, Frieden und gewaltfreies Bewusstsein.
Übersetzung aus dem Italienischen von Domenica Ott vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!