Tut den Bienen was Gutes …
Bienen retten ist in aller Munde, aber leider dienen nicht alle Pflanzenangebote diesen Zweck: Wir kaufen im Hobbymarkt oder in der Gärtnerei mit gutem Gewissen eine fröhliche Bienenweide, im Irrglauben, den Tisch für die Bienen zu decken. Genau das Gegenteil ist der Fall: Wir vergiften sie erst regelrecht! Denn was wir nicht wissen, ist, dass schon die Samen dieser Pflanzen mit Pestiziden behandelt wurden und somit ein vergiftetes Mahl für unsere Bienen darstellen.
… aber kauft Bio-Saatgut oder Bio-Pflanzen!
Global 2000 aus Österreich und BUND Naturschutz haben 2021 eine gemeinsame Analyse herausgebracht, in der sie Pflanzen im Handel unter die Lupe genommen haben. 2022 haben sie sich erneut auf die Suche gemacht, um herauszufinden, was sich in der Zwischenzeit getan hat und in welche Richtung (Giftfalle Bienen – Freundliche Pflanzen 2022, Der Bund).
Traurige Bilanz
Ihre Ergebnisse sind ernüchternd: von 44 untersuchten Proben waren 91% mit Pestiziden belastet und im Durchschnitt wurden 7,7 sogenannte Pflanzenschutzmittel auf einer einzigen Probe gefunden. Laut der Studie sind also Schilder wie „Diese Pflanzen ernähren Bienen“ total irreführend. Das Bitterste daran: Auf den als Bienennahrung schlechthin hochgepriesenen Pflanzen Schopflavendel und Lavendel wurden „sogar fünf bzw. drei extrem bienengiftige Substanzen gefunden.“
Allein die barbarischen anmutenden und zum Teil unaussprechlichen Namen dieser Substanzen sind Programm: „Abamectin, Clothianidin, Cyantraniliprole, Fipronil, Flupyradifurone, Imidacloprid, Indoxacarb, Lambda-Cyhalothrin, Pirimiphosmethyl, Spinosad und Thiamethoxam“. Die Pestizidrückstände sind für unsere liebgewonnenen Bienen fatal. Es ist Zeit zum Umdenken und richtig handeln!
Wir haben die Wahl
Im Bioladen oder Bio-Supermarkt, wenn man keine Möglichkeit hat, direkt in der Biogärtnerei einzukaufen, gibt es Pflanzen, die meisten lokal angebaut werden und nicht aus der Ferne stammen: „Die in Mitteleuropa angebotenen Zierpflanzen haben oft eine lange Reise hinter sich. Die Samen oder Jungpflanzen kommen häufig aus Ländern wie Ägypten, Äthiopien, Kenia, Costa Rica, Vietnam oder Thailand, die sich aufgrund ihres Klimas besonders für die Pflanzenzucht eignen.“ Also mit dicken CO2-Fußabdrücken, auch das noch.
Nicht zu vergessen: Hinter den Pflanzen stehen Menschen
Noch ein weiterer wesentlicher Aspekt an dieser traurigen Feststellung muss berücksichtigt werden: Nicht nur Bienen leiden darunter, sondern auch Menschen, die diese Pflanzen anbauen. Sie sind diesen chemischen Substanzen, die zum Teil hier in Europa nicht mehr zugelassen sind, oft schutzlos ausgeliefert. Womit Konzerne hier kein Geld mehr horten können, lässt sich woanders noch eine goldene Nase verdienen, zu sehen am Beispiel des Filmes von Katja Becker Toxic Business (2021). Ich empfinde das als furchtbar beschämend. Hier der Trailer zu diesem wichtigen Dokumentarfilm:
Erst ab dem Jahr 2028
Umso dringender ist die Forderung von 58 europäischen Umweltorganisationen nach einer schnellen Umsetzung der von der EU versprochenen elektronischen Erfassung von Pestizid-Daten. In einem öffentlichen Brief an die EU-Mitgliedstaaten pochen sie darauf, dass die komplizierte Umsetzung, die zuerst einen Rechtsakt des PAFF-Auschusses (Plant Animals Food and Feed) verlangt, nicht in Vergessenheit geraten sollte und auch keine Verzögerung duldet. Die Abstimmung über diesen Rechtsakt, den sogenannten „Implementing Act“, soll voraussichtlich noch im Oktober dieses Jahres über die Bühne gehen, vorausgesetzt die Mitgliedstaaten können sich darüber einigen und verzögern die Sache nicht noch weiter. Im Grunde genommen sind diese sechs Jahre absolut vertane Zeit, denn alle wissen genau, wie dringend der Handlungsbedarf ist.
Der Brief ist hier auf Englisch zu lesen.