Wirtschaften wir richtig oder können wir es besser? Dieser Frage geht die weltbekannte Umweltaktivistin, Wissenschaftlerin und Preisträgerin des Alternativen Nobelpreises Vandana Shiva in ihrem neuen Buch „Wahre Wirtschaft – Von der Geldgier zu einer Ökonomie der Fürsorge“ nach, das soeben im Neue Erde Verlag erschienen ist.
Laut einer Umfrage wünscht sich die Mehrheit der Deutschen eine neue Wirtschaftsordnung. Der Kapitalismus sorge weder für einen „sozialen Ausgleich in der Gesellschaft“ noch für den „Schutz der Umwelt“ oder einen „sorgfältigen Umgang mit den Ressourcen“ (Quelle: Die Zeit).
Kapitalismus gescheitert
Das neue Buch „Wahre Wirtschaft“ setzt genau bei diesem Wunsch an und rechnet mit dem vorherrschenden Modell des Kapitalismus und der freien Marktwirtschaft ab. Dabei enthüllt die Autorin auch viele der irrigen Annahmen, Narrative und historischen Hintergründe, auf denen es beruht.
Unsere „Wirtschaft“ baut auf falschen Paradigmen auf, die vom Kolonialismus herrühren und Innovation, Technologie und Digitalisierung vergöttern, ohne dabei funktionierende Lösungen zu liefern. Die soziale Ungleichheit nimmt zu, der Hunger in der Dritten Welt wächst, der Klimawandel schreitet voran.
So ist zum Beispiel auch das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ein falsches Maß. Wird ein lebender Wald gefällt und sein Holz verkauft, erhöht dies das BIP, ebenso wie Krankheiten und ihre Behandlung es tun. Kreislaufwirtschaften hingegen oder auch unbezahlte Care-Arbeit spiegelt es nicht wieder.
Geldgier versus Ökonomie der Fürsorge
Unsere derzeitige Wirtschaft ist nicht nachhaltig. Sie basiert auf Gier und Egoismus und muss überwunden werden, wenn wir eine lebenswerte Zukunft für die kommenden Generationen schaffen wollen. Man kann nicht vernünftig wirtschaften, wenn man nur herausnimmt und die Substanz nicht erhält.
Daher unterscheidet Dr. Shiva in ihrem neuen Buch auch ganz klar zwischen „Ökonomie“ – Oikonomia (altgriechisch), der Lehre vom Haushalten – und dem von Aristoteles geprägten Begriff „Chrematistik“ – der Kunst des Geldmachens, der Anhäufung von Reichtum, Kapitalakkumulation.
Wirtschaft sollte kein Selbstzweck zur Anhäufung von Reichtum sein, sondern dem gesellschaftlichen Zusammenleben und einer gerechten Verteilung der Naturgüter dienen. Wenn Alten- und Pflegeheime Teil von Investmentportfolios sind und selbst Wasser – die Grundlage allen Lebens – an der Börse gehandelt wird, ist eine rote Linie überschritten.
Fürsorge als Revolution unserer Zeit
„Eine Zukunft für alles Leben auf der Erde und für alle Menschen kann nur durch Fürsorge entstehen. Gier lässt nicht genug ökologischen Raum für alle, während Fürsorge unsere Fähigkeit zum Zusammenleben stärkt. Deshalb ist Fürsorge die Revolution unserer Zeit.“
Vandana Shiva, die auf eine lange und erfolgreiche Karriere des Verfechtens ökologischer und sozialer Rechte zurück blicken kann, liefert mit diesem neuen Buch die Quintessenz ihrer Erfahrungen und Erkenntnisse im Bezug auf das, was jetzt zu tun ist.
Die Zeit für eine neue, für eine „Wahre Wirtschaft“ ist da, für eine Ökonomie der Fürsorge, der Pflege und des vernünftigen Haushaltens, wie es jede Hausfrau kann und tut, und die im Einklang mit der Natur und ihren Kreisläufen steht.
Buchinfo
Vandana Shiva
Wahre Wirtschaft
Von der Geldgier zu einer Ökonomie der Fürsorge
Verlag Neue Erde, Klappenbroschur, 304 Seiten
ISBN 978-3-89060-820-4
„Wir können und müssen unseren ökologischen Fußabdruck verringern und unseren Herz-, Kopf- und Handabdruck vergrößern, um für unsere Bedürfnisse zu sorgen, indem wir die Erde regenerieren. In einer ökologisch vernetzten Welt gilt: Je weniger wir nehmen und je mehr wir der Natur und der Gemeinschaft geben, desto mehr haben wir.“
Weitere Infos zur Autorin: www.vandana-shiva.de