Bertas Organisation COPINH hat zu einer Reihe von globalen Aktionen aufgerufen, um den Kampf für Gerechtigkeit in ihrem Fall zu verstärken.
Fünf Jahre sind vergangen seit Berta Cáceres in ihrem Haus in La Esperanza, Honduras, ermordet wurde. Berta war Mitbegründerin und Koordinatorin des Bürgerrates der Volks- und Indigenenorganisationen von Honduras COPINH (Consejo Cívico de Organizaciones Populares e Indígenas en Honduras) und hatte sich nach dem Staatsstreich 2009 zu einer wichtigen nationalen Führungspersönlichkeit in der Bewegung für die Neugründung von Honduras entwickelt.
Vor ihrer Ermordung war Cáceres einer Kampagne von Drohungen, Einschüchterung, Kriminalisierung und physischer Gewalt durch Angehörige der honduranischen Sicherheitskräfte sowie durch private Sicherheitsleute und Angestellte des Unternehmens Desarrollos Energéticos S.A. (DESA) ausgesetzt gewesen. Grund dafür war ihre aktive Rolle im Widerstand gegen den Bau des Wasserkraftprojekts Agua Zarca am Fluss Gualcarque, der dem indigenen Volk der Lenca heilig ist.
In diesen fünf Jahren seit ihrer Ermordung hat COPINH einen unermüdlichen Kampf geführt, um Gerechtigkeit für ihre Genossin und Anführerin Berta zu erreichen. Im November 2018 wurden nach einem langwierigen Prozess, bei dem sogar die Rechtsvertretung von COPINH ausgeschlossen wurde, sieben Personen wegen Beteiligung an der Ermordung der sozialen Führerin und Umweltaktivistin Berta Cáceres verurteilt. Die Verurteilungen und nachträglichen Strafen wurden als Teilsieg gefeiert, aber für die Organisation geht das Erreichen von Gerechtigkeit weit über die Verurteilung der Auftragskiller hinaus, die dafür bezahlt wurden, den Abzug zu betätigen. Sie glauben, dass Gerechtigkeit auch bedeutet, diejenigen vor Gericht zu bringen, die an der Planung und Finanzierung der Operation beteiligt waren, wofür es bereits Beweise gibt, die auf die Mitglieder der mächtigen Atala-Zablah-Familie hindeuten, die sowohl Positionen im Vorstand von DESA als auch wichtige Anteile an dem Unternehmen hielten. Nach den Verurteilungen vom November 2018 hatte COPINH erklärt, dass wahre Gerechtigkeit auch die Verurteilung aller Beteiligten am „Komplott aus Verfolgung, Schikanen und Drohungen, der zur Ermordung von Berta Cáceres führte“, beinhalten muss.
Der wichtigste Fortschritt, um die oberen Ränge des Unternehmens DESA zu erreichen und die kriminelle Struktur hinter der Ermordung zu entwirren, war bisher die Verhaftung von David Castillo, ehemaliger Offizier des militärischen Geheimdienstes und Präsident von DESA, am 2. März 2018. Castillo wurde verhaftet, als er versuchte, in die Vereinigten Staaten zu fliehen, wo er acht Monate nach dem Mord an Berta ein Haus im Wert von 1,2 Millionen US-Dollar gekauft hatte.
Aufzeichnungen zeigen, dass Castillo sich mit Mitgliedern der Familie Atala-Zablah über Berta abstimmte sowie über Manöver, um den entschlossenen Widerstand von COPINH gegen das Wasserkraftwerksprojekt zu vereiteln. Seit seiner Verhaftung hat Castillos Anwaltsteam jedoch zahlreiche Anträge an das Gericht gestellt, um das Verfahren zu verzögern. Der Pandemie-bedingte Lockdown brachte diesen Prozess in Gefahr, zumal seine Präventivhaft am 2. März 2020 auslaufen sollte. Gestern, am 1. März, begann nun das Verfahren nach 36 Monaten ernsthaft mit der Beweisaufnahme. Im Anschluss an die Verhandlung gab das Gericht bekannt, dass der Prozess gegen David Castillo nach 11 Verzögerungen für den 6. bis 30. April 2021 angesetzt ist.
Internationaler Ruf nach Gerechtigkeit
Während COPINH und Bertas Familie fünf Jahre ohne ihre physische Anwesenheit begehen, haben sie Menschen aus der ganzen Welt dazu eingeladen, sich ihnen bei ihren wiederholten Forderungen nach Gerechtigkeit anzuschließen. „Wir gedenken 5 Jahre seit der siembra (Pflanzung) unserer Genossin Berta Cáceres, 5 Jahre des Kampfes gegen Straflosigkeit und Ungerechtigkeit in Honduras, 5 Jahre der Konfrontation mit mächtigen wirtschaftlichen und politischen Sektoren, die versucht haben, uns die Gerechtigkeit aus den Händen zu stehlen, aber gleichzeitig sind es auch 5 Jahre des Aufbaus von Solidarität zwischen KampfgenossInnen, die die Forderung nach Gerechtigkeit begleitet haben, 5 Jahre des Weges mit Berta im Aufbau von Prozessen der Emanzipation und Autonomie für die Menschen“, schrieb COPINH.
In diesem Zusammenhang hat COPINH zu einer internationalen Kampagne auf Social-Media-Plattformen aufgerufen, die am Morgen des 2. März in Honduras begann, um „von den honduranischen Behörden zu verlangen, dass sie unverzüglich alle Täter vor Gericht stellen und dass der Prozess gegen David Castillo ohne Verzögerung fortgesetzt wird“. Menschen auf der ganzen Welt wurden dazu aufgerufen, den Hashtag #JusticiaParaBerta (Gerechtigkeit für Berta) sowie #CastigoALosAtala (Bestrafung für die Atalas) und #5AñosJuntoABerta (5 Jahre mit Berta) zu verwenden. Zudem wurde dazu aufgerufen, die in den Fall involvierten honduranischen Staatsorgane zu taggen, darunter die Justiz (@PJdeHonduras), die Staatsanwaltschaft (@MP_Honduras), das Sekretariat für Menschenrechte (@sedhHonduras) und das Sekretariat für Regierung und Justiz (@sgjd_honduras).
Am Abend des 2. März übertrug COPINH das virtuelles Konzert „Gerechtigkeit für Berta“ mit Künstlern aus Honduras, El Salvador, Kuba, Venezuela, Guatemala, Kolumbien, Uruguay, Großbritannien und Spanien, darunter Roger Waters, Andrea Echeverri und Rebecca Lane per Livestream.
Am 3. März findet ein Forum mit dem Titel „Indigene Völker gegen Korruption“ statt und am 4. März ruft COPINH die Menschen weltweit dazu auf, einen Baum zu Ehren von Berta zu pflanzen. COPINH hofft, die internationalen Rufe nach Gerechtigkeit im Fall Berta vor dem Prozess gegen David Castillo wieder aufleben zu lassen, der noch entscheidender sein wird als der Prozess gegen die Personen, die für die Ausführung der Ermordung verurteilt wurden. Castillo ist das Bindeglied zu denjenigen, die den Mord geplant und finanziert haben und so wird der gesamte Prozess noch ein mühsamer Kampf werden.
In dem Prozess, der im November 2018 stattfand, gab Laura Zúniga, eine der Töchter von Berta und Mitglied von COPINH, ein Statement ab, in dem sie über den Kampf um Gerechtigkeit reflektierte und darüber, warum die Familie und die Organisation entschlossen geblieben sind: „Von dem Moment an, als meine Mutter ermordet wurde, wurden wir von dem Prozess ausgeschlossen, und damit sind wir nicht einverstanden. Wir sind nicht damit einverstanden, dass uns die Möglichkeit verwehrt wird, bei der Autopsie meiner Mutter einen Beobachter dabei zu haben, dass wir keine Informationen erhalten. Wir mussten in jedem Moment, bei jedem Schritt, um jede Information kämpfen. Wir haben es nicht aus einer Laune heraus getan, wir haben es getan, weil wir bereit sind, alles Notwendige zu tun, um die Wahrheit zu erfahren, weil wir verstehen, dass es unser Recht ist, weil wir verstehen, dass es das Recht des honduranischen Volkes ist und weil wir Präzedenzfälle für Gerechtigkeit schaffen wollen.“
Quelle: Peoples Dispatch
Übersetzung aus dem Englischen von Evelyn Rottengatter vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam. Wir suchen Freiwillige!
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