Gesundheit war lange eine Errungenschaft des jeweiligen Menschen, seiner Ernährung, der Bewegung, des sozialen und psychischen Wohlbefindens. Seit Corona soll dies nicht mehr gelten, Gesundheit ist angeblich nur mehr durch die Impfung aller Menschen erreichbar. Dabei lässt sich der Einfluss der Psyche auf die Gesundheit selbst an den Schlagzeilen von Medien bestimmen: negative Schlagzeilen machen krank und empfänglich für Infektionen.
In einer Studie wird ausgehend von der Beobachtung, dass Sprachgebrauch der Gesundheit schaden kann, die öffentliche Gesundheitssituation Ende 2020 im Vergleich zur Situation im Frühjahr 2020 untersucht. Die Gesundheitssituation wird hauptsächlich über
- die wöchentlichen Sterbefälle 2020;
- die wöchentlichen Sterbefälle 2020 im Vergleich zum Durchschnitt 2016-2019;
- die Sterberaten, gemessen als wöchentliche z-Scores auf nationaler Ebene, und als zusätzliche Indikatoren;
- die Sterberaten, die COVID-19 zugeschrieben werden;
- die Intensivstationstage, die COVID-19 zugeschrieben werden; und
- die hospitalisierten COVID-19-Patienten definiert.
Die Zahlen werden dann in Beziehung gesetzt zu
1) den 2020 Titelseiten von einem oder, falls vorhanden, zwei wöchentlich erscheinenden, landesweit verbreiteten politischen Nachrichtenmagazinen aus Österreich, Frankreich, Deutschland, Italien, Polen, Schweden und dem Vereinigten Königreich;
2) den 2020 Titelseiten einer Tageszeitung aus Österreich, Frankreich, Deutschland, Italien, den Niederlanden, Spanien und dem Vereinigten Königreich.
Das Ergebnis ist, dass die schlechteste öffentliche Gesundheitssituation in der Auswahl der Länder mit der höchsten Anzahl von Wochen mit prominenten negativen Coronavirus-Titelblättern übereinstimmt, wobei – wenig überraschend, sieht man sich die Qualität deutschsprachiger Mainstream Medien und der Politiker in Österreich und Deutschland an – Deutschland, Österreich und Polen an den negativen Enden liegen. Weniger nicht-positive Cover sind meist mit besseren Zahlen verbunden.
Die Analysen hier beruhen auf zwei empirisch basierten Theoremen:
1. Sprache kann der individuellen Gesundheit schaden. Mehrere Studien haben die Nocebo-Effekte von Sprache bei Individuen nachgewiesen.
2. Sprache kann der öffentlichen Gesundheit schaden. Linguisten und Psychologen haben unter dem Begriff Propaganda erforscht, wie spezielle Techniken das Denken und Fühlen von Menschen beeinflussen können. Heute wird die Beeinflussung von Gedanken durch Netzwerke von Wörtern und Phrasen auch als Framing bezeichnet.
Das Ziel dieser Studie war es, eine erste Vorstellung davon zu bekommen, wie Medienpräsenz mit der öffentlichen Gesundheitssituation zusammenhängen könnte, ausgelöst durch frühere Beobachtungen zu Sprache und Gesundheit. Der Effekt der Dichte positiver Titelseiten konnte hier nicht untersucht werden, da diese einfach zu wenig waren. Der Fokus lag daher auf den nicht-positiven Meldungen.
Es sollte jedenfalls genauer untersucht werden, ob eine bessere Volksgesundheit durch eine Reduktion negativer Botschaften oder gar eine Verbreitung positiver Botschaften unterstützt werden könnte. Das steht im Einklang mit den Erkenntnissen der Psychoneuroimmunologie, die den massiven Einfluss der Psyche auf die Gesundheit betont.
In der Tradition der Medizin spielte der medikamentöse Ansatz wie er mittlerweile vorherrschend geworden ist, eine eher untergeordnete Rolle. Eines der größten Medizinzentren der Antike war Epidauros auf dem Peloponnes. Die medikamentöse Behandlung war Teil eines ganzheitlichen Ansatzes viel mehr umfasste: das berühmte Theater (Bild oben), Bibliotheken, Meditation (zu Göttinnen und Göttern), Bäder und Sport. Für all das gab es entsprechende Einrichtungen.
Weiterer Artikel zum Thema: „Joachim Grzega: Wort-Waffen abschaffen!“
Der Artikel von Peter F. Mayer erschien erstmals auf dem Blog tkp – Peter F. Mayer bloggt über Science & Technology.
Wir bedanken uns für die freundliche Genehmigung zur Publikation.